René Hubert - Biografie 1928-1931

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Schweizer Kostümdesigner

Berlin – Die Goldenen Zwanziger

Im Frühjahr 1928 zieht es René Hubert nach Berlin, wo ihn der ebenfalls erst kürzlich aus Hollywood zurückgekehrte Produzent Erich Pommer für seine Produktionen der Universum-Film Aktiengesellschaft (UFA) verpflichtet. Zwischen den beiden entwickelt sich in den folgenden 10 Jahren eine enge Zusammenarbeit, und Hubert wird nach Berlin auch in Paris, Hollywood und London, in mindestens 17 von Pommer produzierten Filmen, die Kostüme prägen. Im Spätsommer wird in Mezohegyes, Ungarn und in den UFA-Studios in Potsdam-Neubabelsberg, der Film «Ungarische Rhapsodie» unter der Regie von Hanns Schwarz gedreht. Die beiden Hauptdarstellerinnen Lil Dagover und Dita Parlo werden von Hubert mit luftig-leichten Sommerkleidern eingekleidet und auch der «Hubert-Split» findet Einzug in die deutsche Film Mode.[1] Unter dem Pseudonym Fred Majo ist, als Drehbuchautor, auch der normalerweise als Regisseur tätige Joe May beteiligt. Mit ihm hat Hubert möglicherweise bereits im Frühling am Film «Heimkehr» mit Dita Parlo gearbeitet.[2] Regelmässig sind auch die meist im Team arbeitenden Robert Herlth und Walter Röhrig sowie der Filmarchitekt Erich Kettelhut als Szenen- und Bühnenbildner in Pommers Stab. Kettelhut gestaltete u.a. die Filmbauten in «Metropolis», und seine Ehefrau Aenne Willkomm zeigte sich für die Entwürfe der futuristischen Kostüme verantwortlich. Als Hubert einige Jahre später die visionären und wegweisenden Kostüme für «Things to Come», einen der prägendsten Science-Fiction-Filme, ersinnt und entwirft, gehört «Metropolis» sicherlich mit zum herangezogenen Ideen- und Studienmaterial.

Asphalt

Im Herbst kleidet René Hubert die Schauspielerin Betty Amann in «Asphalt» ein. Gemeinsam wird versucht, die Eigenart Amanns und der zu spielenden Rolle zusammenzufassen und zu betonen. «Ein neuer Typ muss geschaffen werden, und es muss gezeigt werden, dass sie auch ein wirklich neuer Typ ist. Nichts Unpersönliches darf sich einschleichen, der neue Typ darf nichts gemein haben mit einem anderen Star – und wie leicht möglich ist doch ein Sich-Ähnlich-Sehen mit irgendeinem bekannten Filmgesicht. Diese Gefahr muss umgangen und jede Alltäglichkeit vermieden werden. Pariser Mode wäre nur ein Leitweg gewesen, um in den Kanal des Alltäglichen zu geraten. Eine Frisur genügt oft, um eine Anlehnung sehr stark fühlbar werden zu lassen, und so schufen wir eine neue Frisur, speziell entworfen, um den neuen persönlichen Typ von Betty Amann hervorzuheben. (Anm.: Ganz so neu ist die Frisur dann doch nicht, denn sie zeigt das Ebenbild der Drehbuchautorin Anita Loos, welche mit dieser glatten, leicht ins Gesicht zerzausten Frisur schon Anfang der 1920er Jahre für Aufsehen sorgte) Alles im Film muss leicht unreal sein, ein ganz klein wenig überbeleuchtet. Die Silhouette der Künstlerin soll sich leicht lösen und so ihre Eigenheit unaufdringlich einprägen. Vielleicht erscheint das eine oder andere zu neu, zu ungewohnt, doch wir müssen der Zeit vorauseilen, denn hätten wir das streng Aktuelle der Mode von heute, so wäre unser Film unmodern, bevor er erscheint. – Kleinigkeiten, Eigenarten, die im Augenblick frappieren, - diese Überzeichnungen sind gerade oft die Anregungen, die eine neue Modelinie ins Rollen bringen..Mode im Film soll und muss ‹Avantgarde› sein und sich dabei dem Star schön und harmonisch anpassen, die Silhouette und Persönlichkeit muss individuell sein, für das Publikum leicht fasslich, sodass die Linie unwillkürlich sich einprägt und immer wieder sofort erkannt wird. Hat man das geschafft, dann ist die Mode ein Stück der Harmonie eines Filmes – ein unbewusstes, unaufdringliches Glied des Ganzen.»[3] Die Premieren-Einladung der UFA vom März 1929 erwähnt, dass die Kleider im Atelier von Johanna Marbach, Berlin, nach Entwürfen von René Hubert angefertigt wurden.Sein Schwelgen in Kleidern, Pelzen und Schmuck erzählt von seiner Professionalität und der Lust, Amanns filmischem Star-Auftritt einen forcierenden, modisch aktuellen textilen Rahmen zu schaffen. In «Das UFA-Buch» schwärmt Wolfgang Jacobsen über das Zusammenspiel von Amanns Kostüm und der Regie, ohne aber auf den Kostümier Hubert namentlich einzugehen: «Joe May gibt ihr in ‹Asphalt› eine mondäne Folie. Ihr Körperbetontes Kostüm ist schneeweiss (…). Hell und Dunkel verfliessen, verschwimmen in der Kontur. Und die Konnotation von Gut und Böse ist nicht mehr eindeutig. In der Schlusssequenz, als sie geständig den Mordverdacht vom Polizisten nimmt, trägt sie ein schwarzes Kostüm, und ihre Hände verbirgt sie verlegen in den Ärmeln. Unter dem Kapotthut konzentriert sich das Licht auf ihrem weissen Gesicht, in dem eine andere Geschichte zu sehen ist als die, die sie spielt».[4]

Wenn die beste Freundin…

Für Margo Lion, eine an Berliner Kabarettbühnen äusserst erfolgreiche französische Schauspielerin und Diseuse, entwirft Hubert Bühnenkostüme, und es entsteht vermutlich schon früh eine freundschaftliche Beziehung zu Marlene Dietrich. Lion und Dietrich machen im Sommer 1928 an der Berliner Komödie Furore, als sie zusammen mit Oskar Karlweiss in der Kabarettrevue «Es liegt in der Luft», das Chanson «Wenn die beste Freundin mit der besten Freundin» singen. Der freizügige Text besingt die erotischen Freiheiten in der Dreiecksbeziehung eines lesbischen Paares - eine Paraderolle für Lion und Dietrich.

Der inzwischen Vermögende René Hubert leistet sich in Berlin auch ein eigenes Auto. Der Karosserieentwurf seines LaSalle stammt aus der Hand von Harley Earl, dem späteren GM-Designchef, und gilt als erstes Beispiel einer bewusst auf Wirkung statt auf pure Funktionalität hin gestalteten Autokarosserie und damit als Beginn des automobilen Designs.[5]  Kein Wunder also¸ das der erfolgreiche Designer Hubert sich ein solches Luxusautomobil gönnt und die «Asphalt» Hauptdarstellerin Betty Amann vor seiner Neuerwerbung posieren lässt.

Über Tätigkeiten ausserhalb des Films während seiner Zeit in Berlin ist nur wenig bekannt, möglicherweise arbeitet er auch wieder für das Modehaus Hammer, für das er bereits 1922 Kleider entworfen hat. Auch für Karin Hardt, Camilla Horn, Maria Jacobini und Leni Riefenstahl entwirft Hubert Kostüme, jedoch lassen sich diesen Schauspielerinnen bisher weder Filme noch Theaterproduktionen zuordnen.[6]

Brigitte Helm - Die Kleider der Nina Petrowna

Die Dreharbeiten zu «Die wunderbare Lüge der Nina Petrowna» starten im Winter 1928/29 und René Hubert kleidet erstmals die 20-jährige Brigitte Helm ein, welche bereits mit ihrer ersten Hauptrolle in «Metropolis» 1927 zu einem Star wurde. Individuell und doch nicht zu aufdringlich soll die Kleidung sein, um vom ersten Augenblick an den Eindruck eines kapriziösen Geschöpfes hervorzurufen.[7] René Hubert versetzt sich in einer von ihm selbst verfassten Geschichte mit dem Titel «Die Kleider der Nina Petrowna», im deutschsprachigen Film-Magazin in die Zeit und Rolle der Hauptdarstellerin und gibt so auch einen Einblick in seine Herangehensweise, die passenden Kostüme zu entwerfen.

Es war im Frühjahr eines Vorkriegsjahres, als Nina Petrowna in dem Luxusschlösschen am Kamennoostrovsky Prospekt in Petersburg ihre Morgenschokolade schlürfte. Sie sah eben ihre angekommene Post durch – Briefe, Einladungen, Rechnungen – und endlich: ein Modejournal, neu aus Paris – alles andere wurde zur Seite gelegt – denn nur die Moden interessierten. War es doch in der Tat so, dass Nina – zunächst nur das erdichtete Geschöpf des Filmdichters – ohne Kleider, ohne Hüllen war. Ihre Seele war geboren, nur die Kleiderhüllen fehlten noch. – Sie soll den modernen heutigen Menschenkindern die Vorkriegseleganz zeigen, schön, herrlich, raffiniert sein. – Seite um Seite des Modejournals glitten durch ihre Finger – und in ein schallendes Gelächter brach Nina aus, als sie all die komisch grotesken Modefiguren von dazumal sah. Sie amüsierte sich über die unglaublichen Formen und Kleider, die Hüte, die kleinen, mit Federn, Blumen und Schleiern besteckten Gebäuden glichen. Sie amüsierte sich über die Eleganz der Wespentaille und über alles, was in der Zeit ersonnen, in der sie dichterisch wirklich leben sollte. Nina sah sich schon, in einer ‹ihrer grossen Szenen›, in irgendeiner solchen Kreation, dramatisch ihren geliebten Leutnant im Arm, und hörte das schallende Gelächter, das ihre Kleider bei ihren modernen Schwestern auslösen würde. Und Nina, selber belustigt, schlürfte ihre Schokolade zu Ende, zündete eine Zigarette an und überlegte. Es war nicht leicht – zu modern durfte sie auch nicht sein. Sie musste eine Eleganz, eine Allüre haben, die den Duft der Vorkriegsjahre, die Pracht der Petersburger Halbwelt, den Luxus der Zeit zeigte, in der die Frau das goldene Joujou des Mannes war. Heute ist ja alles anders, die Mode ist herb, praktisch, unfeminin geworden. Die Zeit hat alles abgeräumt, unnötige Bänder, Schleppen, Federn und Hüte, die Platz und Anmut verlangen, sind vergessen. Also Mode 1929 ging auch nicht, so durfte Nina nicht aussehen! Ein Kompromiss wurde geschlossen, Stillos, zeitlos, wurde Nina eingehüllt in Toiletten von Prunk und Linien, die für moderne Augen nicht lächerlich grotesk oder verstaubt wirken, sondern einen Luxus ausströmen, einen zarten femininen Hauch, und die Luft der parfümierten Atmosphäre von damals wiederbringen. Ganz leise durchdringen soll es, durch all die Kleider, dass die Frau doch schön ist, wenn ein klein wenig Unnützes, Unpraktisches nur zu dem Zweck geschaffen wurde, die Frau schön zu machen.[8]

In «Manolescu - Der König der Hochstapler» entwirft René Hubert erneut die Kostüme von Brigitte Helm und Dita Parlo. Der Film entsteht in der ersten Jahreshälfte 1929 in Berlin mit Aussendrehorten in St. Moritz und Monte-Carlo.

Hollywood - Berlin - Paris und zurück

Nach fast zwei Jahren in Europa reist Hubert im Frühling 1929 das erste Mal wieder in die USA, um Gloria Swanson und Freunde und Bekannte in Hollywood zu besuchen, dabei entsteht wahrscheinlich auch eine Fotografie, die ihn zusammen mit dem MGM Kostümdesigner Adrian zeigt. Kaum zurück in Berlin, meldet sich auch Gloria Swanson schon wieder telefonisch bei ihm, um ihr für ihren nächsten Film «The Trespasser» Entwürfe anzufertigen. Auch das erledigt Hubert in kurzer Zeit, und so treffen die Entwürfe schon bald per Kurier aus Berlin in Hollywood ein – werden jedoch mit nicht geringer Skepsis aufgenommen, weil sie eine radikale Abkehr von der aktuellen Mode darstellen. Doch genau ein Jahr später zum Filmstart, sind die von Hubert in Berlin entworfenen Kleider und Kostüme der letzte Schrei in den modischen Zentren auf beiden Kontinenten.[9]

Im Oktober 1929 starten die Dreharbeiten zum Film «Liebeswalzer» von Regisseur Wilhelm Thiele mit Lilian Harvey in der Hauptrolle. Mit «The Love Waltz» wird zeitgleich auch eine Fassung für den englischsprachigen Markt hergestellt. Lilian Harvey übernimmt auch hier die Hauptrolle, während Willy Fritschs Part von John Batten gespielt wird. Bis Mitte 1930 arbeitet Hubert noch in zwei weiteren UFA-Filmen mit Lilian Harvey, «Hokuspokus» (auch hier gibt es eine engl. Version «The Temporary Widow») und dem Kassenschlager «Die Drei von der Tankstelle» mit Heinz Rühmann, Willy Fritsch, Oskar Karlweis und Olga Tschechowa.

Unter den Dächern von Paris

Für das frühe Tonfilm-Meisterwerk «Sous les toits de Paris» wird René Hubert erstmals vom französischen Regisseur René Clair verpflichtet.[10] Es ist der Beginn einer persönlichen Freundschaft und erfolgreichen Zusammenarbeit, in der der Regisseur bis 1945 fast ausschliesslich auf Hubert als Kostümdesigner seiner Filme zugreift. Nach Beendigung der Dreharbeiten in Paris kehrt Hubert nach Berlin zurück, um Lilian Harvey einzukleiden. In «Hokuspokus» hat Hubert auch seinen einzigen kurzen Filmauftritt als elegant gekleideter Zeuge «Loiret» vor Gericht. Gleichzeitig stattet er im UFA-Film «Liebling der Götter» noch Emil Jannings, Renate Müller und Olga Tschechowa aus.

Der verführerische Rock

Im Mai 1930 begibt sich René Hubert erneut auf den Weg in die USA, wo ihn MGM als Kostümdesigner verpflichtet hat. Inzwischen hat der Tonfilm auch in Hollywood Einzug gehalten, und es stellen sich betreffend der zu verwendenden Stoffe, Textilien und Materialien neue Herausforderungen. Nichts darf mehr knittern, rauschen oder sich reiben und so störende Nebengeräusche erzeugen, aber auch diese schwierige Aufgabe meistert Hubert. Er soll Stars wie Joan Crawford, Norma Shearer und Greta Garbo in ausladenden Abendkleidern mit langen Schleppen und dazu passenden ellbogenlangen Handschuhen oder in eng geschnittenen Röcken, welche bis zum Knie Schlitze haben, einkleiden.[11]  Ein neuer Stil von Kleidern, als «Allure-Skirt» – verführerischer Rock – bezeichnet und von René Hubert entworfen und entwickelt, wird durch die MGM-Studios breit beworben. Es handelt sich um lange Röcke, die an den Seiten kniehohe Schlitze aufweisen, welche sich, wenn die Trägerin sich setzt, an der Seite öffnen und so den Anblick auf eingenähte hauchdünne, feinste Spitzen und Stickereien freigeben.[12] Hubert greift während seiner gesamten Zeit als Kostümdesigner immer wieder auf Schweizer Stoffe und vor allem auf St. Galler Stickereien zurück. Er weiss das kunstreiche Handwerk aus seiner Heimat immer zu schätzen, und Hollywood kann es sich leisten.

Zuvor ist er aber erstmal wiederum für die zahlreichen Kleiderwechsel im neusten Film von Gloria Swanson «What a Widow!» verantwortlich. Mit Regisseur Allen Dwan hat Hubert schon zuvor einige Swanson Filme gedreht, und zum ersten Mal prägt hier die europäische Moderne der 1920er Jahre sowohl die Kostüme als auch die Architektur (Paul Nelson) eines Hollywoodfilms. Der Film gilt als Frühwerk der Moderne-Rezeption jenseits des Atlantiks.[13]

Those Three French Girls

Mit «Those Three French Girls», welche von Fifi D’Orsay, Yola d’Avril und Sandra Ravel dargestellt werden, fordert MGM gleich zu Vertragsbeginn das ganze Können von Hubert als «Parisien-Designer» ein, und er entwirft eine Fülle von glamourösen Abendkleidern. «Der lange Mantel wird den Damen lange vermisste Eleganz zurückbringen, sie werden herrschaftlich und königlich sein und sich wie Gemälde fühlen – insbesondere wie Gemälde von Paul Cézanne. Meine Kleider sind morgens kurz, nachmittags länger und Abendkleider noch fünf bis zehn Zentimeter über dem Boden.»[14] Die aufwendige Produktion von Regisseur Harry Beaumont bietet ein modernistisches Ambiente von Schönheit und zeigt eine modische Stilschau exquisiter Kostüm-Kreationen.[15] Als bekannt wird, dass Beaumont «Hollywoods sechs schönste Mädchen» als Models für die Modesequenz sucht, erreicht ihn eine Flut von Bewerbungen, sodass er nach seiner Wahl gezwungen ist, sein Büro zu verschliessen und das Telefonkabel zu trennen. Als Models für die von Hubert entworfenen Kostüme werden Dixie Davis, Cecille Cameron, Marjorie Joesting, Mary Bergen, Arlene Ransome und Leonore Payne ausgewählt.[16] Mit einem auffälligen schwarz-weissen Dinner-Kostüm geht die Parade los – dieses Kleid, begleitet von einem grossen Tüll-Hut mit silbernem Bandeau und Chenille-Pompons, offenbart eine tiefe Bordüre aus weissem Fuchspelz und silbernen Besätzen am Mantelkragen. Schwarz-Weiss wird auch für ein Nachmittagskleid verwendet, mit dazugehörigem kleinem Hut und einem Pelz-Muff. Türkis und Schwarz ist eine bewährte Kombination für ein weiteres Nachmittagskleid, wobei der grosse Piratenhut der Jacke im Cape-Stil ein schneidiges Finish verleiht.[17]

Akkordarbeit bei MGM

Sehr schnell stellt sich aber auch der knallharte, arbeitsreiche Alltag der US-Filmindustrie ein und René Hubert entwirft in 11 Monaten, vom 7. Juli 1930 bis zum 13. Juni 1931, für mindestens 23 MGM Filme Kleider und Kostüme wie am Fliessband, mit dem Anspruch des Studiobosses Louis B. Mayer, den raffinierten Parisien-Chic in den Produktionen gekonnt unterzubringen. «Tycoons wie Mayer leiten die Studios diktatorisch, Geld spielt noch überhaupt keine Rolle, die von den Studios aufgebauten Stars sollen die Fans begeistern».[18].

«Parlor, Bedroom and Bath» mit Buster Keaton in der Hauptrolle wird teilweise in Keatons eigener Villa gedreht, und auch Hubert ist ab und an Gast bei Partys im Hause des «sehr amüsanten Mr. Keaton». Die noch unbekannte, junge spanischen Schauspielerin Conchita Montenegro wird von René Hubert in ihrer ersten US-Hauptrolle im Film «Never the Twain Shall Meet» kostümiert, fast nur spanisch und französisch sprechend kommen auch ihr die guten Sprachkenntnisse Huberts zugute. Mit ihr dreht er 1934 erneut zwei Filme bei Fox Films. Für Jean Harlow entwirft er Kleider im Kriminalfilm «The Secret Six», in welchem Wallace Beery «Slaughterhouse Scorpio» spielt, einen Charakter, der sehr lose auf Al Capone basiert. Ramón Novarro, der als strenger Katholik unter seiner Homosexualität leidet und diese vor der Öffentlichkeit verbirgt wird von Hubert in «Daybreak» und «Son of India» eingekleidet. Mehrfach arbeitet René Hubert mit Anita Page, Hedda Hopper, Marjorie Rambeau, Sally Eilers, Leila Hyams, Dorothy Jordan, Karen Morley und Natalie Moorhead. Auch männliche Stars wie William Haines, Adolphe Menjou, John Gilbert, Lewis Stone, Robert Montgomery, Charles Boyer und der noch wenig bekannte Clark Gable werden von Hubert ausgestattet. Offenbar zuvor zugesagte Aufträge für die jungen, weiblichen Topstars Joan Crawford und Norma Shearer bleiben jedoch aus, für beide hatte er bereits 1927 bei MGM Kostüme entworfen.

Mit der bereits 62-jährigen Charakterdarstellerin Marie Dressler, stattet René Hubert die finanziell und kommerziell erfolgreichste Schauspielerin der frühen 1930er Jahre aus. Neben «Reducing» wird sie von ihm auch in «Min and Bill» eingekleidet und gewinnt 1931 für ihre Darstellung als Hafenwirtin Min den Oscar als beste Hauptdarstellerin. Es ist nicht überliefert ob Marie Dressler lesbisch war, aber Sie genoss die Gesellschaft von Frauen, ja bevorzugte diese sogar. Viele von ihnen waren offen lesbisch wie Mercedes d’Acosta, welche Affären mit Isadora Duncan, Marlene Dietrich und Greta Garbo hatte, und die Schauspielerinnen Thelma Todd und Patsy Kelly. In der Öffentlichkeit zeigt sich Dressler ständig in Gesellschaft schwuler Männer wie William Haines und Ramón Novarro, welche alle nach ihrer Freundschaft und Anerkennung strebten. Ihre Verbindung mit der Astrologin Nella Webb kann als Liebesbündnis interpretiert werden.[19]

Reducing

Die von René Hubert für Marie Dressler entworfenen Kleider in «Reducing» sind eher ulkig und amüsant, während Polly Moran einige sehr schicke und modische Kleider trägt, so wie es sich eben für die Inhaberin eines exklusiven New Yorker Schönheitssalons gehört. Auch Sally Eilers hat einige sehr elegante Kleider erhalten, in teils ungewohnten und selten genutzten Farben. Sie trägt zuerst Sportkleidung, ihr schicker kleiner weisser Wollstoff-Hut ist eine Adaption einer Matrosenmütze und ihr schlichter, hochgeschlossener Wollstrickpullover schmiegt sich eng an den Hals und passt genau zu ihren Strümpfen. Der V-Ausschnitt ist mit einer Unterlage aus weisser Seide und mit einer steifen kleinen Schleife an einer Seite abgeschlossen. Rock und langer Mantel sind aus einem weichen Wollstoff, die Corsage ist kurz und kantig, mit etwas baskischem Flair, der Rock ist zylindrisch und lang. Anita Page reist in einem Mantel und einem Rock aus schwarz-weiss kariertem Tweed, dazu einen schlichten, schwarzen Filzhut mit Karrenkrempe. Im Kontrast zum Hut von Sally Eilers ist ihrer schwarz, mit einer schmalen Krempe die von der Stirn her zurückrollt und wieder hervorsteht, während ein schmaler, gewölbter weisser Rand den Haaransatz deckt. Eine kleine Bogenschleife aus schwarzem Filz auf der Rückseite rundet alles in edlem Chic ab.[20]

Gentleman's Fate

In «Gentleman's Fate» hat René Hubert einige raffinierte Kleider entworfen, welche von Leila Hyams und Anita Page getragen werden. Leila Hyams erste Szene zeigt sie beim Tee auf der verglasten Sonnenterrasse von John Gilberts Wohnung in New Jersey. Sie trägt ein elegantes schwarzes Kleid und einen kleinen schwarzen Hut in sanft glänzendem Satin. Er ist von der Stirn her weit nach hinten geschnitten, um die gewellten Haarsträhnen und die glatten Augenbrauen zu zeigen. Ihre kurze Jacke hat einen Kragen, der bis zum Hals hoch geschnitten ist und sich vorne mit einer grossen Schleife abschliesst, die Ärmel enden mit einem lockeren und weiten Aufschlag. Ihr knöchel-langes Abendkleid ist ebenfalls schwarz, schlicht und elegant geschnitten, während die kurze Jacke des Ensembles aus dem gleichen Material ist und ellbogenlange Ärmel mit hellem weichem Fell aufweist. Auf der einen Schulter wird ein grosser Strauss echter Orchideen in leichten Tönen getragen, kurze Ärmel vervollständigen ihr Kleid aus Seide in einem leichten Farbton und werden mit ausgestellten Bündchen vervollständigt die bis unter den Ellbogen reichen. Die Vorderseite des Dekolletés ist abfallend geschnitten, um einen Bischofskragen zu suggerieren, und wird vorne mit einer Brillantbrosche gefasst.

Anita Page hat ihren ersten Auftritt ebenfalls in einem schwarzen Abendkleid, das mit kleinen, eingenähten Brillanten besetzt ist. Der Ausschnitt ist weit, und kleine Laschen über den Schultern suggerieren kurze Ärmel, welche in dieser Saison als schick und attraktiv gelten. Das Kleid ist sehr lang und mit einem hohen Gürtel geschmückt. Ein prächtiges Orchideen-Gesteck wird auf eine Schulter gelegt, um eine elegante und dramatische Wirkung zu erzielen, und zum Schluss der Szene trägt sie einen geraden langen Mantel mit Pailletten besetzt. Später ist sie in einem langen schwarzen Rock zu sehen, der sich eng an die Hüften anschmiegt, mit einer hellen cremefarbenen Tunika. Der Rundhalsausschnitt ist mit geometrischen Stickereien eingefasst und mit winzigen Knöpfen umrandet, während die Ärmel in voller Länge mit bestickten Einsätzen versehen sind.[21]

Just a Gigolo

Rene Hubert hat sich bei der Gestaltung der Kostüme, die Irene Purcell in ihrer Hauptrolle neben William Haines im MGM-Film «Just a Gigolo» trägt, die Bedeutung und Wirkung von Farben zu Nutzen gemacht. Braun und Hautfarben werden in einer Reithose im Jodhpur-Stil kombiniert. Hose, Hemd und Hut in hellbraun setzten sich von einem braunen, massgeschneiderten Mantel und dazu passenden Stiefeln ab. Ein Sportkleid aus weisser Seide erhält durch seine knallroten Besätze zusätzliche Aufmerksamkeit, Bänder im selben leuchtenden Farbton umrahmen den Rundhalsausschnitt. Ein weisser Hut, ein roter Doppelgürtel, ein ums Handgelenk gebundenes Tuch und rot bedruckte Hausschuhe vervollständigen das Ensemble.

Es gibt ein Abendkleid in Puderblau mit einem hellgrünen Gürtel, schlicht geschnitten sorgt der Farbkontrast für die nötige Aufmerksamkeit, das Kleid hat einen tiefen Kragen und einen figurbetonten Rock der durch ziehharmonika-plissierte Einsätze Fülle erhält. Bei einem weiteren weissen Satin-Abendkleid ist keine Farbe erforderlich, die Schönheit dieses reinen Farbtons ist schnörkellos. Starke Nähte sorgen für körperbetonte Linien, die zum Saum hin ins Bauschige übergehen und mit Kordel-Bändern am unteren Abschluss versehen sind. Zwei kreisrunde Rüschen, abfallend über den Rücken, umrahmen den Rundhalsausschnitt passend zum Dekolleté-Finish.[22]

Der Hauptdarsteller William Haines gehört zu den wenigen Hollywoodstars seiner Zeit, der seine Homosexualität offen lebt und nicht verleugnet. Dies ist kein allzu gravierendes Problem, solange seine Filme mit zum finanziellen Erfolg der Filmstudios beitragen, was zu Ende der Stummfilmzeit und zu Beginn des Tonfilms bei ihm sehr wohl der Fall ist. Haines gehört neben John Gilbert und Ramón Novarro zu den männlichen Topstars der MGM Studios. Ab 1932 spielen Filme, mit Beteiligung von Haines, aber nicht mehr die gewünschten Summen ein und MGM-Studioboss Louis B Mayer verlangt von ihm, sich von seinem Lebenspartner zu trennen und eine Frau zu heiraten. Solche Scheinehen, oftmals zwischen einem schwul-lesbischen Schauspielerpaar arrangiert, sind in den USA als «Lavender marriage» bekannt und zu dieser Zeit nicht ungewöhnlich. Haines weigert sich, und sein Vertrag mit MGM wird nicht mehr verlängert, was seine aktive Karriere als Schauspieler beendet. Haines der sich, schon während der aktiven Laufbahn, intensiv mit Design und Inneneinrichtung beschäftigt und in «Just a Gigolo»» auch als künstlerischer Leiter tätig ist, wird nach 1932 zu einem der erfolgreichsten Innenarchitekten von Hollywood. Tatkräftig unterstütz und gefördert von seinen Schauspielerfreundinnen Marion Davies und Joan Crawford. Crawford meinte einmal, Haines und sein lebenslanger Partner Jimmie Shields (1905–1974) würden die beste Ehe in Hollywood führen.[23]

Marlene Dietrich

Seit Ende April 1930 ist auch Marlene Dietrich in den USA, und René Hubert ist schon bald nach seiner Ankunft gerne und häufig gesehener Gast im neuen Anwesen in Hollywood. Er entwirft verschiedene Kleider nach ihren Vorstellungen und Wünschen, welche sie für ihre private Garderobe nutzt. Einige dieser frühen Kostümsketche wurden von Marlene Dietrich aufgehoben und befinden sich heute in der Sammlung der deutschen Kinemathek in Berlin. In einem Brief vom Herbst 1930 schreibt sie:

«Liebster René, tausend Dank für Ihren Brief, ich fühle mich seit einigen Tagen sehr schlecht, nicht so sehr körperlich, das wäre angenehmer. – Ich würde furchtbar gern einige Kleider machen lassen. Es wäre süss von Ihnen, wenn Sie mal in einer freien Stunde sich ein Nachmittagskleid mit Mantel ausdenken könnten – Ich bin seit einiger Zeit ganz scharf auf einen Mantel mit Blaufüchsen. Ich habe alle Pelze, nur Blaufüchse sind immer meine Sehnsucht geblieben, ich weiss eigentlich nicht warum. – Wenn ich hier abends essen gehe oder ins Kino, muss ich immer Pelzmäntel anziehen und hätte gern einen Seidenmantel mit viel Blaufüchsen. – Über die Farbe bin ich mir nicht ganz im Klaren. Das überlasse ich Ihnen. Viel Auswahl haben wir ja nicht. Bitte rufen Sie doch wieder an. – Viele¸ viele Grüsse und tausend Dank von Ihrer Marlene.»

Laut Hubert hat Marlene Dietrich im Paramount Film «Shanghai Express» auch Kleider von ihm getragen, in den Film-Credits wird er jedoch nicht erwähnt. «Man kann Marlene einfach nicht teuer genug kleiden. Für sie muss selbst ein sportlicher Mantel aus Hermelin sein und eine halbe Meile weißes Fuchsfell bringen sie nicht weiter.»[24] Marlene Dietrich hatte immer einen starken Einfluss auf ihre Kleidung, in all ihren Filmen, und so wäre es nicht verwunderlich, wenn sie das eine oder andere Kleidungsstück von Hubert gegenüber Regisseur Josef von Sternberg und dem verantwortlichen Kostümdesigner Travis Banton durchsetzte, solange dieser am Schluss die Film-Credits zugeschrieben bekam.

Der blaue Engel und die Göttliche

Es gibt keinen belegbaren Nachweis, dass René Hubert für Greta Garbo während der Zeit bei MGM 1930/31 Kostüme entworfen hat. Auch im Nachlass befindliche Fotos aus dem Film «Romance», davon eines mit persönlicher Widmung von Greta Garbo an René Hubert, sind kein Beweis einer Mitarbeit an diesem Film, zumal die Dreharbeiten bereits im März/April 1930 stattfanden. Damals ist Hubert noch in Berlin bei der UFA beschäftigt und als Designer der Kostüme der Garbo in dieser Zeit zeichnet sich meist der hauseigene MGM-Designer Adrian verantwortlich. Im Nachlass von René Hubert befindet sich jedoch ein handschriftliches Originalmanuskript, welches auf eine Zusammenarbeit im Spätsommer/Herbst 1930 hinweist. Zu dieser Zeit dreht Greta Grabo den Film «Inspiration» (Gowns by Adrian) mit Robert Montgomery, Lewis Stone, Marjorie Rambeau, Gwen Lee und Karen Morley – alles Schauspieler*innen die Hubert derzeit regelmässig ausstattet. 1934 wird Hubert den Film «Sapho» mit Mary Marquet in Paris ausstatten, der Film ist ein Remake von «Inspiration».

Nachfolgend die Abschrift des handschriftlichen Originalmanuskripts, eigenhändig verfasst in den 1960er Jahren von René Hubert. Marlene Dietrich bittet ihn um «einen kleinen Gefallen».

«René ich muss die Garbo sehen! Bitte bringe mich mit Ihr zusammen! - Wie? - das musst Du herzaubern! Ich habe nun schon so oft Sternberg darum gebeten. Aber er hat sämtliche Ausreden aufgebraucht! Sprich nicht zu Ihm zu niemandem – nur zu Garbo. Erzähle Ihr was für ein unangenehmes Scheusal ich bin. – dass alles zu wenig und zu viel ist das Sie vielleicht schon über mich gehört. - Aber ..... Na! ruf mich morgen an, wenn Du mit Ihr gesprochen! Diese schnellen Worte so ganz am Ende eines kleinen Spazierganges um den Pool des neu eingezogenen Hauses am Sunset Boulevard in Beverly Hills das Marlene als erstes USA Habitat bewohnt. Heididi ‹Das Kind› und Sternberg spielen am Pool. - Ich winke ‹By By› – und ohne jeden Kommentar mit nur einem verständlichen Blick, der sofort so alles verstand – verlasse ich Marlene. –

Darf ich zu Ihnen heraufkommen – Miss Garbo? – Ich möchte Ihnen die letzten Skizzen bringen! – frage ich schüchtern durchs Telefon am anderen Morgen im Studio. – Please do come! – Ich renne die hölzernen Treppen hinauf die zu der langen Galerie führen an der sich die Dressing-Rooms der Stars reihen. - Je näher ich der Garbo-Suite komme, umso schneller pulsiert mein ‹Ich› !! – um auf dem Siedepunkt noch einmal Luft zu schnappen, bevor ich anklopfe. -Es dauert einige Momente – genug um mein ‹Ich› wieder ganz in die Hand zu bekommen. – bis die Garbo-Stimme mit dem leichten Schwedischen ‹Eisschimmer› – Please come in! – mir das Sanctum öffnet! – Sie liegt am Boden. flach vollständig relaxed! – der Körper im Bikini scheint vollständig wertlos! – Bis Sie nach einem sich lang hinziehenden Zögern sich aufstellt. – langsam, – erst den Kopf, – dann den Hals, – die Schultern, – den Oberkörper, in ganz rhythmischer Ordnung sich selber erfasst als ob eine Melodie den Rhythmus gefunden! – Dieses Relax. – ist das große Geheimnis das Sie in allem immer wiederholt – das absolute ..... einer großen Persönlichkeit. Wir sprechen über die Skizzen. – Uninteressant, da ja von meiner Seite nur ein Vorwand! – Sie ist an der Terrasse stehend mit ein paar freundlichen Worten wieder ganz Garbo. –

Ich haste nach einem Moment wie ich meine Marlene Mission in den Raum schwirren lassen kann, um Sie zu erreichen – ohne mit unangenehmer Farbe, den in diesem Moment Pastell schimmernden Raum zu stören. – Der Moment löste sich selber mit. – Miss Garbo – ... – Sie dreht Ihre Wunderaugen auf mich. – Der Moment spricht weiter, – Miss Dietrich wanted so much like to meet you! – .... she has ask me to convey you this message. – und sagte mir Sie möchten bitte das ‹Nein› diesmal als unbekannt nicht gebrauchen. – Sie lässt Ihren Blick einen Moment hineinbrennen in meinen Blick. – dreht sich ab – fängt an zu zittern – langsam mit einem Nein den Kopf schüttelnd und bis hinunter in die Hände! - Dann ein energisches. – NO! NO! it's not possible! – Sie geht ans Fenster bleibt dort stehen – ganz apathisch wirkt Ihr Körper der in einer plötzlichen unerhörten Ruhe wie eine Statue aus kaltem Marmor, verlassen und alleine ist. – Ich gehe ohne ein Wort zur Türe, meine Schritte sind stumm, die Türe schließe ich geräuschlos und eile – verstört – den langen Terrassengang entlang. – hinunter die Treppen, – und weiß plötzlich, dass diese beiden großen Stars eine Welt – in zwei Welten sind! -

Marlene hat mit keiner Wimper gezuckt als ich Ihr das alles erzählte! – Sie hat sich genauso wie die Garbo plötzlich umgedreht und ein - ‹Thank you, René› – floh durch die Luft.»

Indiscreet

Und wiedermal verlangt Gloria Swanson nach ihrem eigenen Designer in ihrem neusten Film «Indiscreet», einer Komödie, in der sie eine anspruchsvolle moderne Frau aus New York spielt, die verhindern will, dass ein abgelehnter Verehrer ihre jüngere Schwester heiratet. Die Mission ist jedoch nicht immer erfolgreich, was zu teils amüsanten und manchmal auch tragischen Ergebnissen führt. Wie bei allen Filmen mit Gloria Swanson sind auch wieder zahlreiche atemberaubende Kleider-Kreationen in Hülle und Fülle zu sehen, mit allem, was für die moderne, smarte Garderobe unverzichtbar ist und die das Auge jeder Frau erfreuen.[25] Fashionfans staunen immer wieder über die Tatsache, dass Gloria Swanson in ihrer eigenen charakteristischen Art und Weise immer Kleidung im fortschrittlichen Stil trägt. Wie ist es ihr möglich, lange im Voraus zu sehen, welche Kreationen und Accessoires voraussichtlich in einigen Monaten beim Filmstart en vogue sein werden. Sie hat natürlich eine gute Vorstellung davon, was ihre Rolle erfordert, und bittet dann ihren Designer René Hubert, ihre Kleidung entsprechend zu gestalten. Er fällt dann die Entscheidung, wie die Styles und Trends hoffentlich in einigen Monaten aussehen werden.[26]

Gloria Swanson ist zuerst in einem sehr schönen Umhang zu sehen, lang und passend geschnitten, mit einem Stehkragen, der sich nach aussen vom Gesicht weg biegt. Das Kleid darunter ist auf wunderschön schlichten Linien aufgebaut, dazu ein winziger Bolero, der die Strenge des Mieders bricht, während der Rock in klassischen Falten fällt. Das Interessante ist wie so oft die Ansicht von hinten. Die Schulterriemen überkreuzen sich und sind mit je einer Brillantschnalle an beiden Seiten der Taille befestigt, eine lange schmale Brillantschnalle schliesst den schmal gefalteten Gürtel, der die natürliche Taillenlinie markiert. Das Kleid ist bodenlang und hat am Rücken eine kleine Schleppe. Das nächste Ensemble ist ein Hauskleid, ärmellos und mit einem gefalteten Tuch über den Schultern getragen. Die Schulterträger halten das Tuch an Ort und Stelle, und hinten entwickelt sich der Kragen zu einem langen, zwischen den Schultern gebundenen Schal, dessen Enden unter den Saum des Kleides fallen. Als sie ihre Schwester trifft, trägt sie einen flachen gekrönten Hut mit einem schmalen hellen Band ums Zentrum und ein einfach geschnittenes Kleid aus gestreiftem Crêpe de Chine. Der Kragenabschluss ist an den Enden überkreuzt und mit einem grossen Perlmuttknopf geschlossen, darunter eine Bluse, ebenfalls mit großen Perlmuttknöpfen und einem kleinen Kragen. Ein weiterer, besonders attraktiver und zugleich schlichter Hut in Form einer Haube ist aus Stroh, mit einer sehr flachen, passenden Krone. Zur Dekoration dient eine Reihe flacher, kurzer Federn die die Vorderseite einfassen und nach hinten getragen werden.[27]

Rolf Ramseier, Oktober 2021


[1] Der Kinematograph Januar 1929

[2] Film-List by Lee & Walter Plunkett 1970, René Hubert estate

[3] 291229Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt 6 Jan - 29 Dec 1929 Page -241

[4] Buch Filmpionier und Mogul Das Imperium des Joe May, von Hans-Michael Bock, Jan Distelmeyer, Jörg Schöning

[5] https://de.wikipedia.org/wiki/LaSalle_(Automarke)

[6] Namenslisten 1934 & 1960er, Nachlass René Hubert

[7] 291229Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt 6 Jan - 29 Dec 1929 Page -379

[8] 290906Illustrierte Wochenpost 6. September 1929

[9] 310503The_Philadelphia_Inquirer_Sun__May_3__1931

[10] 291227Excelsior, 27 décembre 1929

[11] 300712The_Morning_News_Sat__Jul_12__1930_

[12] 300722The_San_Francisco_Examiner_Tue__Jul_22__1930

[13] 210305_HUB_Saalblatt_DE_GzD

[14] 300805The_Yonkers_Herald_Tue__Aug_5__1930

[15] 301018The Indianapolis times (Indianapolis [Ind ]) 1930-10-18

[16] 301219South Western Advertiser Perth, WA Friday 19 December 1930

[17] 310104Evening_star_Sun__Jan_4__1931

[18] 760312Wir Brückenbauer, 12. März 1976

[19] Marie Dressler: The Unlikeliest Star, Book by Lee Betty, The University Press of Kentucky

[20] 310620Daily News Perth, WA Saturday 20 June 1931

[21] 310715Daily News Perth, WA Wednesday 15 July 1931

[22] 310720Inverell Times NSW  Monday 20 July 1931

[23] https://de.wikipedia.org/wiki/William_Haines

[24] 600000 Swissair Gazzette_1960

[25] 310524Chattanooga_Daily_Times_Sun__May_24__1931

[26] 310506The_Evening_News_Wed__May_6__1931

[27] 310721Daily News Perth, WA Tuesday 21 July 1931