Quelle | http://www.sendungen.sf.tv |
Inhalt | Fotografie von Alfred Escher (SF). |
Quelle | Sammlung Rolf Ramseier |
Art | eigenhändiger Brief¸ 13.5x21cm |
Ort/Datum | Zürich¸ 3. April 1871 |
Inhalt | Eigenhändiger¸ dreiseitiger Brief von Alfred Escher (1819-1882) aus dem Nachlass des Stuttgarter Baurats und Oberingenieur der Schweizerischen Nordostbahn/NOB¸ August von Beckh (1809-99). Das Schreiben vom 3. April 1871 betrifft den Ausbau der Bözbergbahn. Text: "Hochgeachteter Herr Oberingenieur! Endlich habe ich Platz gefunden¸ um der Direction der N. O. B. die Frage der Entscheidung¸ soweit an ihr¸ vorlegen zu können¸ ob die Aussteckung der Bahn¸ die Ausarbeitung der Detailpläne & die Expropriation sofort nach erfolgter Tracégenehmigung oder¸ abgesehen von den Erfordernissen der Tunnelbaute¸ erst stäter bewerkstelligt werden soll. Die Direction der N. O. B. hat sich für den erstern Weg entschieden & beschlossen¸ einen Antrag in diesem Sinne an das Comité für die Bötzbergbahn zu stellen. Ich wei߸ daß das letztere sich in gleicher Weise aussprechen wird. Sie können sich also unbedenklich auf den Standpunkt stellen¸ wie wenn dieß schon geschehen wäre¸ & somit dem gemäß in vorkommenden Fällen¸ wie z.B. gegenüber Brn. Schneider¸ dessen Zuschrift ich diesen Zeiten beilege¸ handeln. Wie mir gestern telegraphisch mitgetheilt wurde¸ wird die Regierung von Aargau im Laufe dieser Woche ihren Entscheid in der Tracéangelegenheit fassen & etwa in einem unserer Vorlage günstigen Sinne¸ immer hier mit einigen Vorbehalten. Worin diese bestehen werden¸ ist mir nicht zur Kenntniß gebracht worden. Ich werde nun wohl in den Fall kommen¸ Sie etwa im Anfange der nächsten Woche telegrafisch wieder zu rufen¸ worauf Sie sich geg. gefaßt machen wollen. Es ist möglich - ich sage Ihnen dieß unter dem Siegel der Verschwiegenheit-¸ daß Wir durch die Verhältnisse herschen genöthigt werden¸ die Linie Winterthur-Waldshut zu bauen. Wenn dem so wäre¸ so müßte dieß bei Erlsohne auf die Art der Ausführung der Bötzbergbahn zurückwirken in der Art¸ daß vorerst Unterbau & Oberbau dieser Bahn nur einspurig fertiggestellt würden. Inwiefern dieß auch bei den Kunstbauten ganz oder theilweise ohne allzu große Mehrkosten bei der späteren Ergänzung der Bahn auf Doppelstur möglich wäre¸ wünsche ich von Ihnen zu vernehmen¸ wann Sie wieder ..... kommen werden. Darf ich Sie bitten¸ über diesen Punkt¸ der mir sehr am Herzen liegt¸ Ihr eingehendes Nachdenken walten lassen zu wollen. In ausgezeichneter Hochachtung. Ihr ergebener A. Escher Zürich 3. April 1871." |
Quelle | Sammlung Rolf Ramseier |
Art | Ernennungsurkunde¸ 22.5x36.5cm |
Ort/Datum | Zürich¸ 17.09.1852 |
Inhalt | Ernennungsurkunde für Johann Kaspar Wolff zum Mitglied der Aufsichtskommission der Industrieschule¸ signiert vom Direktor des Erziehungswesens des Kanton Zürich Alfred Escher und vom Sekretär J.J. Tobler. Mit papiergedecktem Siegel der Erziehungsdirektion. Text : „Die Direktion des Erziehungswesens des Kantons Zürich Der Direktor des Erziehungswesens & der Erziehungsrath haben nach Einsicht eines Antrages des ersteren unter Bestätigung des Regierungsrathes zu einem Mitglied der Aufsichtskommission der Industrieschule auf eine Amtsdauer von 4 Jahren gewählt : Herrn Joh. Kaspar Wolff von Zürich¸ Staatsbauinspektor¸ und beschlossen : Es sei hiervon dem Gewählten durch Ausstellung einer Wahl-Urkunde Kenntniss zu geben. Zürich¸ den 17. September 1852. Der Direktor des Erziehungswesens A. Escher Der Secretär J.J. Tobler“. Aus dem dokumentarischen Nachlass von Johann Kaspar Wolff 1818-1891. |
Zürcher Politiker, Bürgermeister, Nationalrat, Wirtschaftsführer und Eisenbahnpionier
20.2.1819 Zürich, 6.12.1882 Enge (heute Gem. Zürich), ref., von Zürich, 1871 Ehrenbürger von Lugano. Sohn des Heinrich. 1857 Auguste Uebel, Tochter des Bruno Uebel. E. wuchs ab 1831 im "Belvoir" in der Enge auf, das immer sein Wohnsitz blieb. Er erhielt bis 1834 Privatunterricht, u.a. durch Oswald Heer, und besuchte 1834-37 das Obergymnasium. Ab 1837 absolvierte er ein Rechtsstudium in Zürich (1838-39 Besuch der Univ. Bonn und Berlin), das er 1842 mit der Promotion bei Friedrich Ludwig Keller abschloss. Nach einem Aufenthalt in Paris 1842-43 habilitierte er sich 1844 an der Univ. Zürich und lehrte bis 1847 als PD Zivilprozess- und Schweiz. Bundesstaatsrecht.
Als radikaler und später liberaler Politiker erlangte E. im Kt. Zürich früh eine einflussreiche Stellung. 1844 wurde er in den Gr. Rat (ab 1869 Kantonsrat) gewählt, dem er bis 1882 angehörte und den er zwischen 1848 und 1868 mehrmals präsidierte. 1847-48 war er erster Staatsschreiber und 1848-55 Regierungsrat (1849 Bürgermeister, 1850, 1851, 1854 Präs.). Er reorganisierte den Regierungsrat (Reduktion auf neun Mitglieder, Direktionssystem); als Erziehungsdirektor (ab 1850) und Erziehungsrat (1845-55, ab 1849 Präs.) führte er in den Mittelschulen moderne Sprachen und naturwissenschaftl. Fächer ein. E.s Aufstieg in der Bundespolitik verlief ebenso schnell: 1845, 1846 und 1848 war er Tagsatzungsgesandter. Er befürwortete den Bundesstaat, lehnte aber Freischaren und Sonderbund ab. Von 1848 bis zu seinem Tod war er Mitglied des Nationalrats (Präs. 1849-50, 1856-57 und 1862-63). E. hatte massgebl. Anteil an der Gründung des 1855 eröffneten Eidg. Polytechnikums in Zürich (heute ETH); 1854-82 war er Vizepräs. des Schulrats. Im Neuenburgerhandel 1856-57 und im Savoyerhandel 1860 vertrat E. mässigende Positionen und suchte mit den anderen Industriellen, eine militär. Konfrontation zu verhindern.
E.s wichtigstes Tätigkeitsfeld wurde der Eisenbahnbau. Ab 1852 lobbyierte er im Nationalrat für den Privatbau. 1853 gehörte er zu den Gründern der Schweiz. Nordostbahn (NOB), der er 1853-72 als Direktions- und 1872-82 als Verwaltungsratspräs. vorstand. Die NOB wurde bis 1858 zur grössten Bahngesellschaft in der Ostschweiz. Um die für den Eisenbahnbau benötigten grossen Finanzmittel unabhängig von ausländ. Einfluss zu organisieren, gründete E. mit Gleichgesinnten 1856 die Schweiz. Kreditanstalt (SKA, heute Credit Suisse). Diese erste grosse Aktienbank für Industrie und Handel, deren Verwaltungsratspräs. E. 1856-77 und 1880-82 war, trug wesentlich dazu bei, dass Zürich zum wichtigsten Industriezentrum und Finanzplatz der Schweiz wurde. 1857-74 gehörte E. auch dem Aufsichtsrat der Schweiz. Lebensversicherungs- und Rentenanstalt an. Ab den 1860er Jahren engagierte er sich - ab 1863 als Präs. der neu gegründeten Gotthardvereinigung - für den Bau der Gotthardbahn, in dem er eine Aufgabe von nationaler Bedeutung sah. Nachdem Italien 1869 und das Dt. Reich 1871 ihre finanzielle Beteiligung zugesagt hatten, entstand 1871 die Gotthardbahn-Gesellschaft mit E. als Direktionspräs. und Leiter des Baudepartements.
Wegen der Häufung polit. Ämter, der Verknüpfung von polit. und wirtschaftl. Funktionen und dem konsequenten Einsatz der Macht zur Wahrung der Interessen von Besitz und Bildung stand E. schon früh im Kreuzfeuer der Kritik. Diese ebbte nach dem Ende der "Ära Escher" 1855 nicht ab, da E. auch nach seinem Ausscheiden aus dem Regierungsrat das polit. Geschehen im Kanton mittels seiner Parteigänger lenkte. Während die sozialist. Kräfte um Johann Jakob Treichler und Karl Bürkli zu Beginn der 1850er Jahre noch schwach waren und 1856 mit der Wahl Treichlers in den Regierungsrat einen ihrer führenden Köpfe verloren, erwuchs dem "System Escher" ab 1860 aus den benachteiligten Schichten eine starke Opposition, die als Demokratische Bewegung 1868 die Vorherrschaft des Escher'schen Wirtschaftsliberalismus im Kanton stürzte. Auf Bundesebene mündete diese Opposition in die Totalrevision der Bundesverfassung.
E.s letzte Lebensjahre waren von Rückschlägen geprägt. 1876 geriet die NOB infolge verschärften Wettbewerbs mit der Nationalbahn und der Grossen Depression in eine schwere Krise. Beim Bau der Gotthardbahn zeichneten sich ab 1875 Verzögerungen ab, die umfangreiche Nachtragskredite, u.a. nun in Form von Bundessubventionen, nötig machten und E. 1877 zum Rücktritt als Verwaltungsratspräs. der SKA und 1878 als Direktionspräs. der Gotthardbahn-Gesellschaft zwangen. Zum Durchstich des Tunnels 1880 wurde er nicht eingeladen; auf die Teilnahme an der Eröffnungsfeier 1882 verzichtete er aus gesundheitl. Gründen.
Der intelligente und mit einer unermüdl. Arbeitskraft ausgestattete E. verkörperte einen neuen Typus des polit. und wirtschaftl. Leaders, der Projekte von grosser Tragweite realisierte. Der Ausdruck "Bundesbaron", mit dem E. und andere führende Wirtschaftsliberale bezeichnet wurden, spielte auf ein bis zur Arroganz reichendes Machtbewusstsein an, das E. nicht fremd war. Als Exponent des Grossbürgertums setzte E. Fortschritt im Interesse der Wirtschaft einseitig mit Fortschritt im Dienste der Allgemeinheit gleich und vernachlässigte die sozialen Folgen der von ihm geprägten Entwicklung. 1889 wurde ein mit Privatspenden von Richard Kissling geschaffenes Denkmal für E. auf dem Bahnhofplatz von Zürich eingeweiht, dessen Unterhalt danach von der Stadt übernommen wurde. E.s Tochter Lydia Welti gründete mit dem ererbten Vermögen die Gottfried-Keller-Stiftung.
Die Ämterkumulation Alfred Eschers bleibt in der Schweiz bis heute einmalig, wie die folgende (nicht abschliessende) Auflistung seiner wichtigsten Ämter und Funktionen illustriert
1839–1840 Präsident der Zürcher Sektion des Schweizerischen Zofingervereins
1840–1841 Centralpräsident des Schweizerischen Zofingervereins
1844–1847 Privatdozent an der Universität Zürich
1844–1882 Zürcher Gross- bzw. Kantonsrat (Präsident: 1848, 1852, 1857, 1861, 1864, 1868)
1845-1848 Eidgenössischer Tagsatzungsgesandter (mit Unterbrüchen)
1845–1855 Mitglied des Zürcher Erziehungsrats
1846–1849 Mitglied des Zürcher Gesetzgebungsrats
1847–1848 Zürcher Staatsschreiber
1848–1855 Zürcher Regierungsrat (Amtsbürgermeister:1849; Präsident: 1851/52, 1853/54)
1848–1849 Mitglied des Zürcher Finanzrats
1848 Eidgenössischer Kommissär im Kanton Tessin
1848–1882 Nationalrat (Präsident: 1849/50, 1856/57, 1862/63)
1849–1855 Mitglied des Zürcher Kirchenrats
1849–1852 Mitglied des Zürcher Staatsrats
1853 Direktionspräsident der Zürich-Bodenseebahn
1853–1872 Direktionspräsident der Schweizerischen Nordostbahn
1854–1882 Vizepräsident des Schweizerischen Schulrats
1856–1877 Verwaltungsratspräsident der Schweizerischen Kreditanstalt
1857–1874 Aufsichtsrat der Schweizerischen Lebensversicherungs- und Rentenanstalt
1859–1874 Mitglied des Grösseren Stadtrats (Parlament) von Zürich
1860–1869 Präsident der Schulpflege Zürich
1871–1878 Direktionspräsident der Gotthardbahn-Gesellschaft
1872–1882 Verwaltungsratspräsident der Schweizerischen Nordostbahn
1880–1882 Verwaltungsratspräsident der Schweizerischen Kreditanstalt
Quelle Biografie:
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Alfred Escher (vom Glas) aus dem Historischen Lexikon der Schweiz (HLS) - Onlineversion des Historischen Lexikon der Schweiz. Autorin/Autor: Markus Bürgi. Version : 21.11.2005. |