Johann Rudolf Geigy-Merian

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04.03.1830 - 17.02.1917

Basler Chemie-Fabrikant, Nationalrat, Firmengründer und Patriarch der J.R. Geigy (heute Novartis)

4.3.1830 Basel, 17.2.1917 Basel, ref., von Basel. Sohn des Karl und der Sophie geb. Preiswerk. Maria Merian, Tochter des Samuel, Kaufmanns, Seidenbandfabrikanten und Ratsherrn in Basel. Von ihrer ökonom., sozialen und familiären Stellung her waren sowohl Vater Carl als auch der Schwiegervater Samuel Merian-Merian typ. Vertreter des "patriz." Basler Grossbürgertums. G. absolvierte nach dem Gymnasium eine dreijährige Lehrzeit im väterl. Geschäft; anschliessend verbrachte er fünf Jahre als Kaufmann in Frankreich, England und Indien. 1854 trat G. in die Familien-Firma ein. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Farbwarenhandlung und Extraktfabrik "J.R. Geigy" zur Produktionsstätte für synthet. Farbstoffe (Anilinfarben), d.h. zum modernen Unternehmen der chem. Industrie, das G. aber noch bis ins 20. Jh. hinein in patriarchal. Manier als Familienunternehmen führte. Für seine Verdienste als Förderer der synthet. Farbenchemie verlieh ihm die Univ. Basel 1910 den Titel eines Dr. h.c.

Als Wirtschaftspolitiker gehörte G. zu den Vertretern des Liberalismus und insbesondere des Freihandels. Er war Mitbegründer der Basler Handelskammer (1891-98 Präs.) und 1882-98 Mitglied der Schweiz. Handelskammer. Zusammen mit seinem Schwager Alphons Koechlin und einigen Privatbankiers gründete G. 1863 die Basler Handelsbank, deren Verwaltungsratspräsident er 1893-1913 war. Als Verkehrspolitiker sass G. in den Verwaltungsräten der Gotthardbahn und der Schweiz. Centralbahn. Er amtierte in Basel als Zivilrichter (1857-64) und Appellationsrichter (1864-79). 1864 wurde er als Anhänger des sog. Juste-Milieu in den Basler Gr. Rat gewählt. 1879-87 war G. Mitglied des Nationalrats. Wirtschaftspolitisch machte er sich auf eidg. Ebene v.a. für freihändler. Positionen in Handelsverträgen stark (1881 Referent im Nationalrat über den Handels- und Literarvertrag mit Deutschland, 1882 über den Handelsvertrag mit Frankreich; 1883 bundesrätl. Delegierter bei den Verhandlungen mit Italien). Er verfocht in der Frage der Notenbankgesetzgebung (1881-97) eine zentralist. Lösung und nahm entscheidenden Einfluss auf die Ausgestaltung des Alkoholmonopols (1887). Im Nationalrat genoss G. den Ruf völliger Unabhängigkeit und grosser fachl. Kompetenz; nach dem Tode von Alfred Escher galt er als eine der massgebenden Personen in Wirtschaftsfragen. Als publizist. Instrument diente G. die "Schweizer Grenzpost", welche er 1880 erwarb und zu einer parteipolitisch vermittelnden, wirtschaftspolitisch liberal gesinnten Zeitung machte. Der von einer starken christl. Überzeugung geprägte G. (Mitglied der Synode der Evang.-ref. Landeskirche in Basel 1874-1912) nahm in sozialpolit. Fragen eine mehrheitlich fortschrittl. Haltung ein: So plädierte er etwa 1890, mit Blick auf die engl. Gewerkschaftsbewegung, für die umfassende gewerkschaftl. Organisation der Arbeiterschaft, weil sonst "ein Theil des Volkes der Willkür des andern wehrlos ausgeliefert ist" (Schweizer Grenzpost, 17.-20.11.1890).

Sein Sohn Karl Geigy-Hagenbach (1866-1949) besass eine der bedeutendsten Autographensammlungen der Schweiz.

Quelle Biografie:

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Johann Rudolf Geigy (-Merian) aus dem Historischen Lexikon der Schweiz (HLS) - Onlineversion des Historischen Lexikon der Schweiz. Autorin/Autor: Philipp Sarasin. Version : 20.11.2006.