Johann Caspar Lavater

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15.11.1741 - 02.01.1801

Zürcher Philosoph und Schriftsteller, reformierter Pfarrer

15.11.1741 Zürich, 2.1.1801 Zürich, ref., von Zürich. Sohn des Johann Heinrich, Arztes, Zünfters zur Saffran, Zwölfers, Stiftpflegers, und der Regula Escher vom Glas. Bruder des Diethelm. 1766 Anna Schinz, Tochter des Hans Kaspar, Obervogts zu Weinfelden. L. besuchte in Zürich erst die dt., 1747-54 die lat. Schule, 1754-56 das Collegium Humanitatis; anschliessend studierte er Philosophie, Philologie und Theologie am Collegium Carolinum, insbesondere bei Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger. Im Frühjahr 1762 wurde L. ordiniert und in die Reihe der Exspektanten aufgenommen; im gleichen Jahr erfolgte die Aufnahme in die Zunft zur Saffran und die Naturforschende Gesellschaft in Zürich, später auch in die Helvet. Gesellschaft. Er gehörte zu den Mitgründern der Moral. und der Asket. Gesellschaft. 1769 wurde L. Diakon und 1775 erster Pfarrer an der Waisenhauskirche, 1778 Diakon und 1786 Pfarrer an St. Peter in Zürich. Nachdem L. und Johann Heinrich Füssli die Machenschaften des Landvogts Felix Grebel aufgedeckt hatten, mussten sie Zürich verlassen. Sie begaben sich im März 1763 mit Felix Hess nach Berlin. Begleitet von Johann Georg Sulzer besuchten sie namhafte Dichter und Gelehrte, so Moses Mendelssohn in Berlin und Johann Joachim Spalding in Barth (Pommern), bei dem sie sich weiterbildeten. Mit Spalding lasen sie zwei anonym erschienene Genfer Publikationen, die ausschlaggebend wurden für L.s philosoph. System: Etienne Thurneysens "Sendschreiben über die Fatalität" (dt. Leipzig 1752) und den teils Thurneysen, teils Charles Bonnet zugeschriebenen "Essai de Psychologie" (Leiden 1754).

Im Jan. 1764 kehrte L. in die Schweiz zurück und verfasste erste schriftsteller. Arbeiten, die lange seine einzige Einnahmequelle blieben. "Der Erinnerer" (1764-67), die "Schweizerlieder" (1767), die "Aussichten in die Ewigkeit, in Briefen an Herrn Joh. Georg Zimmermann" (4 Bde., 1768-78), das "Geheime Tagebuch eines Beobachters seiner Selbst" (1771), die "Unveränderten Fragmente aus dem Tagebuch eines Beobachters seiner Selbst" (1773) und die vierbändigen Auflagen der "Physiognom. Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und der Menschenliebe" (1775-78, franz. 1781-1803) machten L. als Verfasser polit., patriot., psycholog., anthropolog. und metaphys. Schriften bekannt. Seit der Lektüre von Thurneysen und des frühen Immanuel Kant untersuchte er übersinnl. Phänomene (Hellseherei und Magnetismus). Aufsehen erregte L.s Teilübersetzung von Bonnets "Philosoph. Palingenesie", die er 1769 unter dem vom Autor gewünschten, missverständl. Titel "Philosoph. Untersuchung der Beweise für das Christenthum" veröffentlichte und auf Vorschlag des Zürcher Antistes und obersten Zensors, Johann Rudolf Ulrich, Mendelssohn widmete. Diese Widmung galt bisher als Aufforderung an den jüd. Gelehrten zur Konversion, was aber - gemäss öffentl. Erklärung - nicht L.s Absicht war. Er hatte u.a. ein philosoph. Gutachten über Bonnets Unsterblichkeitshypothesen erhofft, das es ihm ermöglicht hätte, seinen eigenen, von Bonnet abweichenden Keimbegriff öffentlich vorzulegen. Ausgehend von Bonnets "Höchster Vollkommenheit des Zusammengesetzten" und der kabbalist. Vorstellung vom Licht- oder Ätherleib, entwickelte L. in teils unveröffentl. Schriften ein kohärentes naturphilosoph. System der substanziellen Gottebenbildlichkeit aller Menschen, das v.a. seine "Physiognom. Fragmente" bestimmte. Mit der vierbändigen dt. und der ebenso umfangreichen, stark überarbeiteten franz. Fassung traf er das grosse Interesse der Zeit am Individuum und seiner je spezifischen inneren und äusseren Gestalt. Bei der Erarbeitung der Physiognomik ist L. vom festen Glauben an das Fortbestehen der apostol. Gaben (gemäss 1. Korintherbrief) ausgegangen, das er im Geiste seiner Zeit naturwissenschaftlich zu untermauern suchte.

L.s Stellung im Waserhandel 1780 ist umstritten. Politisch Positives hat er geleistet durch sein Eintreten für die Surbtaler Juden 1775, die elsäss. Juden 1789, im Stäfnerhandel 1794-95 und gegen die franz. Besatzung 1798. Im selben Jahr forderte L. die polit.-rechtl. Gleichstellung von Kirche und Synagoge.

Die letzten Jahre seines Lebens wurden zu einem grossen Teil durch die politischen Ereignisse bestimmt. Da Lavater sich kritisch gegenüber den Auswirkungen der Französischen Revolution stellte und auch den Einmarsch der französischen Truppen in die Schweiz stark kritisierte, kam er bei der helvetischen Regierung in den Verdacht eines Einverständnisses mit Russland und Österreich. Am 16. Mai 1799 wurde er verhaftet und nach Basel verschleppt.

Am 10. Juni wurde er freigelassen und kehrte nach Zürich zurück. Als er bei der Eroberung der Stadt durch André Masséna am 26. September gleichen Jahres den verwundeten Soldaten auf der Straße Hilfe leistete, wurde er von einer feindlichen Kugel getroffen. 15 Monate später starb er an den Folgen der dabei erlittenen Verletzungen.

Quelle Biografie:

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Johann Kaspar Lavater aus dem Historischen Lexikon der Schweiz (HLS) - Onlineversion des Historischen Lexikon der Schweiz. Autorin/Autor: Gisela Luginbühl-Weber. Version : 27.11.2008. Deweiteren auf dem Artikel Johann Caspar Lavater aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.