Leopold Biberti

zurück



18.09.1894 - 24.11.1969

Schweizer Schauspieler

* 18.9.1894 Berlin (D), † 24.11.1969 bei Frankfurt am Main (D), kath., Franzose, ab 1920 von Bern. Sohn des französischen Opernsängers Robert B. und der belgischen Pianistin Emile Béral, Bruder des Sängers Robert B. (Gründer der Vokalgruppe «Comedian Harmonists»). II. 1937 Traude Pulfer, Tänzerin.

1906 erster öffentlicher Auftritt als Pianist. Schauspielausbildung in Berlin, daneben erste kleine Rollen am Königlichen Schauspielhaus. 1914–16 erstes festes Engagement als jugendlicher Held am Stadttheater Bern, Bern BE (Karl Moor in Schillers «Die Räuber», Titelrolle in Shakespeares «Othello»), 1916/17 unter Alfred Reucker am Stadttheater Zürich, 1917–20 nochmals am Stadttheater Bern, 1921/22 an den Vereinigten Theatern Breslau, 1922–25 am Württembergischen Landestheater Stuttgart, 1925–31 am Schauspielhaus Frankfurt am Main, 1931–33 in Berlin, unter anderem am Deutschen Nationaltheater am Schiffbauerdamm und am Deutschen Theater, Gastspiele in Hamburg und Wien. Konflikte mit den Nationalsozialisten veranlassten B. 1933 zur Rückkehr in die Schweiz, deren Staatsangehörigkeit er 1920 erworben hatte. B. spielte zahlreiche Rollen am Stadttheater Basel, darunter 1933 Benedikt in Shakespeares «Viel Lärm um nichts», 1937 die Titelrolle in Hofmannsthals «Jedermann», 1937 Wetter vom Strahl in Kleists «Das Käthchen von Heilbronn», 1938 Albin in der Uraufführung von Cäsar von Arx’ «Dreikampf», 1938 Danton in der Uraufführung von Hermann Kessers «Talleyrand und Napoleon», 1939 Thomas Becket in der deutschsprachigen Erstaufführung von T. S. Eliots «Mord in der Kathedrale» und die Titelrolle in Dumas’ «Kean», 1940 Bluntschli in Shaws «Helden» und die Titelrolle in Ibsens «Peer Gynt», 1941 Dunois in Schillers «Die Jungfrau von Orleans», Marc Anton in Shakespeares «Julius Cäsar», die Titelrolle in Shakespeares «Hamlet» und Charleston in Ardreys «Leuchtfeuer», 1943 die Titelrollen in Sophokles’ «König Oedipus», in Shakespeares «Macbeth» und in Goethes «Faust», 1944 Oberst in der deutschsprachigen Erstaufführung von Werfels «Jacobowsky und der Oberst», 1945 Titelrolle in Goethes «Egmont», 1946 Petrucchio in Shakespeares «Der Widerspenstigen Zähmung», 1948 Titelrolle in Büchners «Dantons Tod», 1953 Titelrolle in Shaws «Cäsar und Cleopatra». Am Stadttheater Basel inszenierte er unter anderem 1935 Schillers «Die Räuber» mit sich selbst als Karl Moor und 1942 «Coriolanus» mit sich selbst in der Titelrolle. B. wirkte ebenso am Stadttheater Bern, am Städtebundtheater Biel-Solothurn, am Stadttheater Rheinfelden, am Stadttheater Luzern (1941 Titelrolle in Molnárs «Liliom», 1943 Titelrolle in Ibsens «Peer Gynt», 1947 Inszenierung von Carl Zuckmayers «Des Teufels General»), am Stadttheater St. Gallen und ab 1933 in zahlreichen Rollen am Schauspielhaus Zürich, Zürich ZH (1939 Bluntschli in Shaws «Helden» und Hasler in der Uraufführung von Hans Haug/Rudolph Bolo Maeglins «Gilberte der Courgenay», 1950 Theodore Hickman in O’Neills «Der Eismann kommt», 1953 Riccaut in Lessings «Minna von Barnhelm», 1960 Vater in Sartres «Die Eingeschlossenen»). Seit 1942 gastierte der zweisprachige B. auch am Théâtre Municipal in Lausanne, 1944 am Théâtre du Jorat in Mézières. Seine wichtigste Rolle, Shakespeares Othello, verkörperte B. mit grossem Erfolg in Basel, Biel-Solothurn, Genf, Lausanne, Luzern, Lyon, Neuenburg, St. Gallen und Zürich sowie in Paris. Ausser in klassischen Rollen trat B. vor allem?– häufig zusammen mit seiner Lebensgefährtin Blanche Aubry – in französischen Konversationsstücken auf, für die er einen neuen Spielstil entwickelte. Seit deren Gründung 1950 spielte und inszenierte B. regelmässig an der Komödie, Basel BS (unter anderem 1951 Titelrolle in Hofmannsthals «Jedermann» in einer Freilichtaufführung auf dem Münsterplatz, Regie: Helene Thimig-Reinhardt; 1954 Inszenierung von Devals «Towarisch», 1955 von Cowards «Quadrille» und Molnárs «Spiel im Schloss», 1958 von Sauvajons «Bezaubernde Julia», Achards «Patate» und mit grossem Erfolg Verneuils «Herr Lamberthier», 1964 von Friedrich Dürrenmatts «Romulus der Grosse», B. jeweils in einer Hauptrolle), daneben auch am Theater am Central, Zürich ZH, am Atelier-Theater, Bern BE und weiterhin auf zahlreichen Tourneen (1946 Inszenierung von Wildes «Eine Frau ohne Bedeutung», B. als Lord Illingworth; letzte Rolle: 1969 Registrator in ?Max Frischs «Biografie. Ein Spiel», Regie: Leopold Lindtberg). Rundfunk-, Fernseh- und Filmarbeiten, unter anderem Mitwirkung in den Schweizer Filmen «Der Schuss von der Kanzel» und «Die letzte Chance». Auszeichnungen: 1958 Hans Reinhart-Ring der SGTK.

Quelle Biografie:

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel von Autor: Blubacher, Thomas: 

Leopold Biberti, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 194-195 und ist verügbar unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung).