Vincenzo Vela

zurück



03.05.1820 - 03.10.1891

Tessiner Bildhauer

3.5.1820 Ligornetto (heute Gem. Mendrisio), 3.10.1891 Ligornetto, kath., von Ligornetto. Sohn des Giuseppe, Bauern, und der Teresa geb. Casanova, Wirtin. Bruder des Lorenzo. ? 1853 Sabina Dragoni, aus Mailand. V. wurde in jungen Jahren in die Steinmetzerei eingeführt und erwies sich als sehr talentiert. Dank der Vermittlung seines Bruders Lorenzo bildete er sich 1834 in der Mailänder Dombauhütte weiter und befasste sich gleichzeitig mit dem Bildhauer Benedetto Cacciatori. 1835 schrieb er sich an der Akad. Brera in Mailand ein, an der er in versch. Fächern und Wettbewerben auffiel. Nach dem Studienabschluss 1844 erhielt er seine ersten wichtigen öffentl. und privaten Aufträge. Seine Werke ("Statue des Bf. Giuseppe Maria Luvini" 1845, "Das betende Mädchen" 1846) zeichneten sich durch ihren neuartigen Naturalismus und ihre Wirklichkeitsnähe aus und fanden beim Publikum und aufgeschlossenen Kritikern Anklang.

Der libertär-demokratisch gesinnte V. nahm 1847 freiwillig am Sonderbundskrieg teil und beteiligte sich im März 1848 am lombardo-venezian. Aufstand gegen die Österreicher, v.a. am Aufstand in Como. 1851 vollendete er die Skulptur "Spartakus", die für die Ideale des Risorgimento stand und ihn zu einem der Hauptvertreter der naturalist. Bildhauerei werden liess. Aus polit. und moral. Gründen lehnte er seine Ernennung zum Mitglied der Akad. Brera ab und wurde 1852 aus Mailand ausgewiesen. 1853-67 lebte er in Turin, wo er für die volle Entfaltung seiner Kunst ein ideales Umfeld fand. Es entstanden einige seiner bedeutendsten Werke wie das Denkmal für das sard. Heer, das Standbild von Kg. Viktor Emanuel II. oder jenes von Carlo Alberto. Ferner lehrte er 1856-67 als Prof. für Bildhauerei an der Akad. Albertina. Erfolgreich machte er an wichtigen, auch internat. Ausstellungen mit, u.a. 1855 in Paris, 1862 in London und 1865 in Dublin.

1867 zog sich V. in seine 1862-65 in Ligornetto erbaute Villa zurück, die ihm als Wohnsitz und Atelier diente und in der er ein ab 1880 der Öffentlichkeit zugängl. Privatmuseum einrichtete. In den 1870er Jahren, in denen er einige berufl. Enttäuschungen einsteckte, schuf er zahlreiche Werke insbesondere für private Auftraggeber, für die er v.a. Grabmäler herstellte. Im folgenden Jahrzehnt gelang V. eine erstaunliche stilist. Entwicklung, die in zwei Meisterwerke seines Spätwerks mündete: Das von einem sozialen Realismus geprägte, in Airolo nachgebildete Hochrelief "Die Opfer der Arbeit" (1882) sowie das die Piazza Vittoria in Como überragende Standbild von Giuseppe Garibaldi (1888-89), eine der gelungensten Darstellungen des Helden der Einigung Italiens. Als radikaler Tessiner Grossrat 1877-81 und als beratendes Mitglied der kant. Kommission für das Erziehungswesen ab 1881 setzte er sich für die öffentl. Bildung und für die Armen ein. Nach V.s Tod folgte sein Sohn Spartaco dem väterl. Willen und vermachte die Villa in Ligornetto, die ab 1898 zum Museo Vincenzo Vela wurde, samt dem künstler. Nachlass der Eidgenossenschaft. 1864 Ritter der Ehrenlegion.

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Vincenzo Vela aus dem Historischen Lexikon der Schweiz (HLS) - Onlineversion des Historischen Lexikon der Schweiz. Autorin/Autor: Gianna A. Mina / CHM. Version : 21.02.2013.