Niklaus Rudolf von Wattenwyl

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03.01.1760 - 10.08.1832

Berner Politiker und Schultheiss, Landammann der Schweiz, General der eidgenössischen Tagsatzung, Tagsatzungspräsident

3.1.1760 Bern, 10.8.1832 Aarburg, ref., von Bern. Sohn des Rudolf Sigmund. ? Louise Elisabeth Emilie von Ernst, Tochter des Hieronymus Friedrich von Ernst. W. genoss eine Ausbildung bei Hauslehrern und in einem Strassburger Institut. 1776-84 verfolgte er eine militär. Karriere in niederländ. Solddienst. 1795 war er Landmajor im Regiment Thun. Im Stecklikrieg 1802 kommandierte er ein Oberländer Bataillon. 1805 wurde er Mitglied des eidg. Generalstabs, dessen Schaffung z.T. sein Werk war. 1805, 1809 und 1813-14 vertraute ihm die Tagsatzung den Oberbefehl über die eidg. Truppen an. Seine Pläne zur Zentralisierung des schweiz. Heerwesens scheiterten am Widerstand der Kantone und Napoleons.

Seine polit. Laufbahn begann W. als Berner Grossrat 1795-98. Er gehörte 1798 der provisor. Regierung an und war 1803 Mitglied der Consulta in Paris. 1803-29 versah er, im Wechsel mit Niklaus Friedrich von Mülinen, Christoph Friedrich von Freudenreich und Emanuel Friedrich von Fischer das Schultheissenamt. Ab 1827 war er das Haupt der Reformpartei. Bereits 1830 hatte er Kontakte zu den Schnell'schen Liberalen, denen er Wirtschaftsfreiheit, Steuererleichterungen und Abschaffung der Zensur als Konzessionen des Patriziats anbot. Er erwirkte am 6.12.1830 die Ernennung einer grossrätl. Kommission, welche die Wünsche des Volks ergründen sollte, lehnte aber die Wahl in den Verfassungsrat ab. Am 24.6.1831 reichte er einen eigenen Verfassungsentwurf ein, der auf einem Konzept von Fischers basierte. Nach der Machtübernahme der Liberalen plädierte er vergeblich für eine loyale Mitarbeit des Patriziats im neuen Staat. Da er seine polit. Intentionen denen von Mülinens und Abraham Friedrich von Mutachs -- der beiden anderen führenden Reformer in Bern -- nicht anpasste, blieb ihm die Mitgestaltung des liberalen bern. Staats verwehrt. Seine hist. Leistung besteht im unblutigen Übergang Berns vom Patrizier- zum Volksstaat.

1804 und 1810 leitete W. als Landammann der Schweiz die über wenig Spielraum verfügende schweiz. Aussenpolitik. Sein Verhältnis zu Napoleon war kühl. Diplomat. Missionen zu ihm nach Chambéry, München und Paris zeigen W. als geachteten Diplomaten, dennoch verlor er den Kampf gegen die Kontinentalsperre. Hinter seiner harten Haltung gegen die zürcher. Rebellen im Bockenkrieg 1804 stand die Absicht, durch rasche Unterdrückung der Unruhe einer franz. Intervention zuvorzukommen. Trotz seiner spröden und gelegentlich wenig bewegl. Art genoss er in der Tagsatzung, die er 1817, 1823 und 1829 präsidierte, hohes Ansehen. Besitzer von Schloss Landshut. Ritter des königlich preuss. Roten Adlerordens.

Landammann der Schweiz

1 Jan 1804 - 31 Dec 1804              1 Jan 1810 - 31 Dec 1810

Tagsatzungspräsident

1 Jan 1817 - 31 Dec 1817              1 Jan 1823 - 31 Dec 1823

1 Jan 1829 - 31 Dec 1829

Erster Schulheiss von Bern

23 Apr 1803 - 31 Dec 1804           1 Jan 1806 - 31 Dec 1806

1 Jan 1808 - 31 Dec 1808              1 Jan 1810 - 31 Dec 1810

1 Jan 1812 - 31 Dec 1812              1 Jan 1814 - 14 Jan 1814

Amtsschultheiss von Bern

14 Jan 1814 - 31 Dec 1815            1 Jan 1817 - 31 Dec 1817

1 Jan 1819 - 31 Dec 1819              1 Jan 1821 - 31 Dec 1821

1 Jan 1823 - 31 Dec 1823              1 Jan 1825 - 31 Dec 1825

1 Jan 1827 - 31 Dec 1827              1 Jan 1829 - 31 Dec 1829

1 Jan 1831 - 21 Oct 1831

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Niklaus Rudolf von Wattenwyl aus dem Historischen Lexikon der Schweiz (HLS) - Onlineversion des Historischen Lexikon der Schweiz. Autorin/Autor: Christoph Zürcher. Version : 26.08.2013.