
Quelle | Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz¸ 1929 |
Inhalt | Louis Favre nach einem Portrait der Sammlung Maillart. |
Quelle | Sammlung Rolf Ramseier |
Art | Eigenhändiger Brief mit Unterschrift |
Ort/Datum | Bern¸ 29.03.1876 |
Inhalt | Louis Favre erteilt dem Anwalt Rambert aus Lausanne die Vollmacht¸ ihn in den Angelegenheiten der Compagnie St. Gotthard vor Bundesgericht zu vertreten und in seinem Namen zu sprechen. Die vielfältigen Probleme beim Bau des ersten Gotthard Tunnels führten zu vielen Gerichtsverhandlungen und die drakonischen Bedingungen des Vertrages stellten Favre vor enorme finanzielle Probleme. |
Schweizer Bauunternehmer und Ingenieur, Erbauer des Gotthard Tunnel
28.1.1826 Chêne-Thônex, 19.7.1879 Göschenen, katholisch, von Genf. Sohn des Claude, Zimmermeisters, und der Péronne geborene Chevalier. 1849 Caroline Eugénie Rondeau. Nachdem Louis Favre 1845 die Werkstatt seines Vaters verlassen hatte, wurde er im März 1846 als Zimmermannsgeselle in Neuilly-sur-Marne, in der Nähe von Paris, aufgenommen. Er belegte Architekturkurse und bildete sich autodidaktisch zum Ingenieur aus. Zusammen mit dem Eisenbahningenieur Jean-Daniel Colladon führte er dann verschiedene Projekte aus: 1846-1851 Arbeiten für die Gesellschaft Paris-Lyon in Charenton, 1852-1853 solche an der Linie Montbart-Dijon, 1854 den Bahnhof Vaise in Lyon, 1855 die Augné-Linie (Jura) mit Tunnel im Mergel, 1856-1858 die Verlängerung des Crédo-Tunnels (Ain) an der Linie Lyon-Genf und 1858-1860 bei den Tunnels von Grandvaux und La Cornallaz (Chexbres) an der Linie Lausanne-Freiburg. Nachdem er schon den Steinbruch von Seyssel (Ain) erworben hatte, kaufte Favre 1863 dem Baron Henri du Bord auch denjenigen von Saint-Paul-Trois-Châteaux (Drôme) ab und entwickelte zusammen mit dem Baron deren mechanischen Abbau. 1878 veräusserte er die Steinbrüche an die in Lyon ansässige Société des carrières du Midi. 1863-1865 liess er für Henri du Bord das Hôtel de la Paix in Genf erstellen, wo er 1865 das Landgut Le Plongeon, und arbeitete in Frankreich an der Linie Chagny-Nevers, am Creuzot-Tunnel und an dem Aquädukt, mit dem Wasser aus dem Fluss Vanne nach Paris geleitet wurde. Den 1871 ausgeschriebenen Wettbewerb für den Gottharddurchstich gewann Favre mit dem Versprechen, diesen in acht Jahren zu realisieren. Die Arbeiten begannen im Süden am 13. September und im Norden am 24. Oktober 1872. Beim Bau stellten sich aber infolge der Bodenbeschaffenheit unvorhergesehene technische Probleme ein, die mit den von den Genfer Ingenieuren erfundenen Bohrsystemen nicht überwunden werden konnten. Bedroht von den drakonischen Bedingungen seines Vertrages, kämpfte Louis Favre mit finanziellen Problemen. Er starb gut sieben Monate vor dem Durchstich auf der Baustelle. Der Tunnel wurde erst am 1. Januar 1882 eröffnet. Die Gotthardbahn-Gesellschaft nahm die Verspätung zum Anlass, Favres Erben gerichtlich zu belangen.
Quelle Biografie:
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Louis Favre aus dem Historischen Lexikon der Schweiz (HLS) - Onlineversion des Historischen Lexikon der Schweiz. Catherine Courtiau: "Favre, Louis", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.12.2017, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/030002/2017-12-13/, konsultiert am 15.11.2023. |